Kriegs-Computerspiele und Folgen

Gespeichert von Erik Wegner am/um
Aufmacherbild

Zwei Meldungen der letzten Tage haben mich bewogen, meine Meinung zum Thema Krieg, Kriegs-Computerspiele und Soldaten niederzuschreiben:

Zuerst kam die Meldung bei golem.de:

Dem Internationalen Komitee des Roten Kreuzes sind Kriegsspiele nicht realistisch genug: Die Organisation hätte gerne, dass die Grundsätze des humanitären Völkerrechts auch auf dem virtuellen Schlachtfeld gelten - und hat darüber bereits mit Entwicklern wie den Arma-3-Machern gesprochen.

Danach griff SPON das Thema ebenfalls im Artikel »Menschenrechte in Kriegs-Shootern« auf. Darin wird argumentiert, dass die Kriegsspiele nicht realistisch genug sind - bezogen auf das Befolgen der Genfer Konventionen. Es würden Folterungen gezeigt oder vom Spieler abverlangt, die im "echten" Krieg als geächtet gelten und somit unzulässig sind.

Daran schließt sich die Meldung »Traumatisierte Soldaten: Der Weichei-Verdacht« an.

Überspitzt kann ich es so formulieren: die Fortschritte bei der Computergrafik lassen den Spieler immer tiefer in die Simulationen eintauchen. Der Spieler »erlebt«, dass er beinah unverwundbar ist, als Superheld von Mission zu Mission eilt, und falls er doch einmal nicht sofort gewinnt, startet er eine neue Runde. Und nun geht so ein trainierter Spieler hin, meldet sich als Soldat und fängt an, auf echte Menschen zu schießen. Und plötzlich schießen die zurück. Und plötzlich ist er verwundbar und kann sterben. Und plötzlich muss er Kriegsgreuel aus nächster Nähe erleben und verarbeiten.

Ich glaube, da fehlt die Erfahrung aus früheren Spielen. Wer diese Spiele gespielt hat, sollte eine genauere Vorstellung haben, was Spiel und was Realität ist.

Abgesehen davon habe ich aber keinerlei Verständnis für die Glorifizierung von Krieg, sei es als Film oder als Computerspiel. Die Kriege als Bestandteil der Geschichte und leider auch der Gegenwart sollen nicht ausgeblendet werden. Aber warum können wir nach fast 10.000 Jahren Konflikte nicht friedlich austragen? Und warum melden sich noch immer tausende Freiwillige für Bundeswehr, US-Army oder Dschihad?

Ein Querverweis möchte ich auf die Folge Ilias aus dem Utopia-Podcast geben. Nach etwa 1h wird der Podcast etwas langatmig, am Ende schaffen die beiden Sprecher aber den Bogen zu schlagen, deshalb bitte bis zum Ende anhören. Die meiner Meinung nach wichtigen Punkte sind:

  • Die Ilias als Teilbeschreibung des Trojanisches Kriegs schildert am Ende, dass die Kriegsgegner nach den Kämpfen auf die Toten schauen und erkennen, wie sinnlos das Abschlachten und die gegenseitige Rache sind. Mindestens für 2.000 Jahre war die Ilias Bestandteil des allgemeinen Wissens. Bis heute steht die Ilias auf dem Lehrplan.
  • Den Gegenpol stellt das Nibelungenlied dar, worin Rache um jeden Preis, solange bis alle tot sind, besungen wird.
  • Gandhi prägte den gewaltfreien Widerstand: In jedem Konflikt werden sich die Gegner irgendwann Mensch und Mensch gegenüberstehen. Dann werden die Angreifer die Sinnleere ihres Handelns erkennen und aufgeben. Dabei wird nochmal auf das Ende der Ilias und Im Westen nichts Neues verwiesen.
  • Am Ende wird noch der Gedanke geäußert, dass mit dem Einsatz von Drohnen in der Kriegsführung eben kein gewaltfreier Widerstand mehr machbar ist. Eine mechanische, computergesteuerte Maschine wird eben nicht über Krieg und Humanismus nachdenken.

Das muss ein Ende haben. Deshalb: die Religionen abschaffen, die Armeen abschaffen, die Drohnen zur Kriegsführung abschaffen.

Einsortiert unter

Kommentare

Dschihad => Sofern du den Krieg gegen die Ungläubigen meinst, sind das fanatisierte Menschen. Das mit Bundeswehr oder US-Army zu vergleichen ist etwas weit hergeholt. 

Ich denke es ist wichtig zu verstehen was Spielen wirklich meint: Wenn man etwas spielt (bspw. Simcity), dann spielt man nicht immer um ein gutes Ergebnis zu erzielen. Man spielt auch um das Spiel zu entdecken und letztendlich um sich auszuprobieren. 

In diesem Sinne bin ich für realistischere Kriegsspiele. 

Wenn ich dann höre, dass in solchen Spielen die Genfer Konventionen, die ohnehin eine stark unzureichende Regelung sind, beachtet werden sollen, weil das ja im richtigen Krieg auch so wäre ... kann ich nur mit dem Kopf schütteln! 

Angenommen die Spiele würden die Realität exakt abbilden, würde sich niemand mehr freiwillig melden um in einer Armee zu dienen. Weil die Spieler die Gräuel des Krieges wirklich erleben würden. Allerdings würde niemand mehr die Spiele kaufen, weil sie natürlich keine Unterhaltung mehr bieten würden.